Hofnamenverzeichnis

Alphabetisches Verzeichnis von Hofnamen in der Buckligen Welt

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Häufige Namensbestandteile

Leite: Eindeutig an erster Stelle mit 47 Nennungen liegen die Hofnamen mit dem Wortbestandteil „Leite“ bzw. „-leitner“. Unter einer Leite versteht man eine Wiese auf einem Hang – diese sind der hügeligen Struktur der Buckligen Welt entsprechend häufig. Hier treten die unterschiedlichsten Komposita auf, zum Beispiel Winterleitner (schattige Leite), Sonnleitner (sonnige Leite), Kohleiten-Simerl (eingezäunte Leite), Schwomleitner (Leite im Besitz eines Schwaben), Mannleitner (wahrscheinlich von mähen), Haderleitner (entweder eine Anspielung auf die Armut des Besitzers, vgl. Hungerleitner, oder eine Leite, um die gestritten wurde), Frohnleiten (Rechtsform).

Stein: An zweiter Stelle mit 25 Nennungen liegen Hofnamen, die das Wort „Stein“ beinhalten. Das Beispiel „Steinkellerhof“ kann auf einen gemauerten Keller zurückgeführt werden, der früher im Gebiet der Buckligen Welt eine Besonderheit war.

Pichl / Bühel: Hofnamen mit dem Bestandteil Pichl oder Bühel kommen vierzehn Mal vor.

Riegel: Die Bezeichnung für eine bestimmte Art von Berg kommt ebenfalls vierzehn Mal in den Hofnamen vor – einmal in Verbindung mit einem Vornamen: Riegelgregor (mdal. als Rieglgreier ausgesprochen), auch in Verbindung mit -bauer.

Graben tritt zwölf Mal auf – als Namensbestandteil wie Grabenbauer oder Grabenschuster, aber auch als nähere Lokalisierung zu einem Namen, wie Franzl im Graben.

Reit- / Reut: Unter einem Reut versteht man eine Kleinrodung. Dieser Begriff kommt in den Formen Reit oder Reut insgesamt elf Mal vor: Reiterer, Reithofbauer, Reithofer.

Lehen: Die Rechtsform des Lehens spiegelt sich zehn Mal in den Hofnamen wieder.

Einige interessante Beispiele

Tschudihof: Der ursprüngliche Kornfeldhof oder Kornfellhof in Lichtenegg wurde 1848 vom Südamerikaforscher Johann Jakob von Tschudi erworben und in „Jakobshof“ umbenannt. 1952 nannte die Gemeinde dann ihm zu Ehren den Hof „Tschudihof“. So heißt er noch heute.

Der Feichten-Poldl ist ein Beispiel für einen Namen, der seinem Träger nach einem Umzug gefolgt ist. Würde man nach dem Weg zum Feichten-Poldl fragen, würde man von der älteren Generation noch in die Feichten geschickt, während die jüngeren Leute den Poldl bereits in Lichtenegg ansiedeln würden.

Judenbauer: In Lichtenegg gibt es einen – wie ein Güterwegschild belegt, aktuellen – Hofnamen „Judenbauer“ (mdal. ausgesprochen als „Juumba“ bzw. „Juunba“), der laut der Dissertation von Karpellus auch „Zoderbauer“ genannt wurde. Karpellus dazu: „Beide Namen bezeichnen in ihrer Art dasselbe: einen verwahrlosten, liederlichen Menschen“[1]. Meine Gewährsperson Roman Lechner hält diese Deutung für unwahrscheinlich, da es sich um ein sehr großes Gehöft ohne jegliche Spur von Verwahrlosung handle. Auch in Wiesmath gibt es einen „Judenbauer“, der auch als Jugnbauer auftritt, was Karpellus als „evtl. Abschwächung für den unangenehmen Namen“ sieht. Eine weitere Möglichkeit der Deutung liefert der Band „Zeitreise Heimat“: „In der Nähe von Krumbach gab es ein großes Bauerngehöft, genannt der Judenbauer. Hier hatten die jüdischen Hausierer, bevor sie sich auch in Krumbach niederließen[2], auf ihren Verkaufstouren wahrscheinlich immer Unterkunft gefunden“[3].

Koller im Tal ist die älteste Hofnamennennung in der gesamten Buckligen Welt, heute aber nicht mehr gebräuchlich.

Achterfürst und Elfer sind Beispiele für Hofnamen, bei deren Bildung die Hausnummern miteinbezogen wurden – hier spielt meistens das häufige Auftreten eines Familiennamens eine Rolle.

Der Grubbauer bzw. Griabauer könnte seinen Namen nicht von einer Grube, sondern im Zusammenhang mit dem „Kreut-“ bzw. „Kreudenfeuersystem“ bekommen haben. Darunter versteht man ein Warnsystem des 16. Jahrhunderts, bei dem ein Netz aus Feuerplätzen als Warnsignal bei Türkeneinfällen diente[4].

Fußnoten

[1] Karpellus, Roswitha: Siedlungsgeschichte der ehemaligen Grafschaft Pitten, Nr 1251 bzw. 1390
[2] Jehuda Blum siedelte sich um 1820 in Krumbach an und arbeitete als fahrender Händler, bevor er sich mit seiner Familie einen Hof im Zentrum von Krumbach kaufte.
[3] Kowall, Margarete: Zeitreise Heimat, S. 258 und 261
[4] Wagner, Michael: Von „Pütten“ zu „Pitten“, S. 31f.


zuletzt aktualisiert am 29. Dezember 2017