Jeannie Ebner

Buchcover Jeannie Ebner Unbeugsame MandelbaumEine allzu romantische Vorstellung von Schriftstellern und Schriftstellerinnen: Sie können sich den ganzen Tag ihrer Kunst widmen, sich der Inspiration hingeben, den Musenkuss empfangen und die Texte nur so aus sich herausfließen lassen. Bei der Schriftstellerin Jeannie Ebner stellt sich das Bild ganz anders dar.

Neben ihrer schriftstellerischen Produktion stellte sie Souvenirs aus Keramik her, pflegte ihre Mutter, gab Englisch-Nachhilfe, studierte Bildhauerei, verkaufte in der Nachkriegszeit das von ihrem späteren Mann Ernst Allinger erzeugte Saccharin am Schwarzmarkt, übernahm mit 21 Jahren die Leitung einer Spedition mit 35 MitarbeiterInnen, arbeitete als Stenotypistin, Übersetzerin aus dem Englischen und ins Englische, war Literaturkritikerin, gab die Zeitschrift „Literatur und Kritik“ heraus, führte den Haushalt, förderte junge Kolleginnen und Kollegen, war Mitglied des Kultursenats des Landes Niederösterreich, Vizepräsidentin der IG Autorinnen Autoren und der Literarischen Verwertungsgesellschaft.

Das hat mich neugierig gemacht, und so habe ich mich 2005 im Gespräch mit Prof. Wendelin Schmidt-Dengler entschieden, meine Diplomarbeit über Jeannie Ebner zu schreiben. Nach seinem überraschenden Tod habe ich zwar das Thema gewechselt, aber Jeannie Ebner doch nie ganz aus den Augen verloren. Ich freue mich über Einladungen zu Vorträgen und Publikationen.


Aktivitäten

Buchbeitrag erschienen

Ende 2018 ist das Buch „Die Unbeugsame. Petra Ganglbauer über Jeannie Ebner“ im Mandelbaum-Verlag erschienen. Darin ist auch mein Beitrag „‚Gone but not forgotten‘. Über die Gegenwart von Jeannie Ebner“ abgedruckt.

Veranstaltung im Schloss Fischau

Am 100. Geburtstag Jeannie Ebners, am 17. November 2018, gestalteten Annemarie Moser, Autorin aus Wiener Neustadt und langjährige Freundin von Jeannie Ebner, gemeinsam mit Susanne Dobesch vom niederösterreichischen PEN-Club und mir einen Erinnerungsabend mit Texten über und Texten von Jeannie Ebner.  Eine Veranstaltung der Reihe „Literatur im Schloss“.

Objekt des Monats

Die Wienbibliothek im Rathaus stellt regelmäßig ein „Objekt des Monats“ auf der Website vor. Im November 2018 wurde dafür ein Brief von Jeannie Ebner ausgewählt, und ich habe den Text „Über das Gedichteschreiben in einer Autowerkstätte – Zum 100. Geburtstag von Jeannie Ebner“ dazu geschrieben.

Das Buch von JEMAND

2011 erschien mein Beitrag „Das Buch von JEMAND. Jeannie Ebners Bibel“ im Band „Lesespuren – Spurenlesen oder Wie kommt die Handschrift ins Buch? Von sprechenden und stummen Annotationen„, herausgegeben von Marcel Atze und Volker Kaukoreit im Praesens-Verlag.

Blog begründet

Im Februar 2007, als ich noch aktiv an meiner Diplomarbeit gearbeitet habe, habe ich das Jeannie-Ebner-Blog begründet. Es wird immer noch, aber sehr unregelmäßig aktualisiert.


Eine Annäherung vom Ende her

Das Grab

Farbphoto, Jeannie Ebner GrabsteinUm mich auf einen Buchbeitrag einzustimmen, habe ich das Grab Jeannie Ebners am Friedhof in Wiener Neustadt besucht. Zuerst aber GEsucht – leider war es nämlich an diesem heißen Juli-Nachmittag schon zu spät, um bei der städtischen Friedhofsverwaltung nachzufragen, wo sich das Grab eigentlich befindet, und so musste ich den Friedhof eben abgehen. Vier Kilometer Fußweg, sagt mein Mobiltelephon, waren erforderlich, bis ich fündig wurde. „Gone but not forgotten“ steht in ehemals goldenen Lettern auf dem Grabstein. Eine im Englischen gängige Redewendung, die mich nachdenklich macht: Trifft sie heute auf Jeannie Ebner in ihren Rollen als Schriftstellerin, als Redakteurin, als Übersetzerin noch zu? „Seit Jahren“, so heißt es im Nachruf von Cornelia Niedermeier, trage der Grabstein „ihren Namen und den Tag ihrer Geburt, ordentlich gemeißelt in die Oberfläche“ [Cornelia Niedermeier: „Der Dunst des Lebens. Zum Tod der österreichischen Autorin Jeannie Ebner (1918-2004)“. In: Der Standard, 30. März 2004]. Das Todesdatum ist allerdings auch vierzehn Jahre nach Ebners Tod nicht eingetragen.

Für den Fall, dass Sie das Grab ebenfalls besuchen wollen, verrate ich Ihnen: Es befindet sich in Feld II im Bereich Grab 96-122.

Der Weg

Screenshot Jeannie Ebner Weg nicht gefundenMit Beschluss des Kulturausschusses der Stadt Wien vom 5. April 2016 wurde eine Verkehrsfläche nach Jeannie Ebner benannt, und zwar in Floridsdorf im Bereich Gaswerk Leopoldau. Der Online-Kartendienst Google Maps kennt den Weg gar nicht. Der offizielle Wien-Stadtplan zeigt zwar einen Kartenausschnitt an, der Weg dürfte aber so klein sein, dass er am Stadtplan nicht beschriftet ist – man kann nur erahnen, wo er sich befindet. Hausnummern gibt es jedenfalls nicht, niemand wohnt also an der Adresse „Jeannie-Ebner-Weg“. Nach Anwendung einiger Recherche-Tricks konnte ich ihn doch finden: Es ist ein kleiner Fußweg innerhalb einer Siedlung.

Die Bücher

Von Jeannie Ebners Romanen, Erzählbänden, Gedichtsammlungen und Erinnerungen ist derzeit nur das schmale Podium-Porträt aus dem Jahr 2005 im regulären Buchhandel erhältlich. Es versammelt ausgewählte Gedichte. Schon in einem Interview anlässlich ihres 60. Geburtstages bedauerte Ebner, dass beispielsweise der Roman „Figuren in Schwarz und Weiß“ nicht neu aufgelegt wurde [Volkmar Parschalk: Gespräch mit der Schriftstellerin Jeannie Ebner. Sendereihe „Von Tag zu Tag“, Radio Ö1, 13. November 1978, abgerufen über die Österreichische Mediathek].

Die Hochschulschriften

Eine Suche im österreichischen Verbundkatalog und in digitalisierten Zettelkatalogen einzelner Universitäten ergab, dass die letzte wissenschaftliche Abschlussarbeit an einer österreichischen Universität, die sich wesentlich mit Jeannie Ebner befasst, 1991 veröffentlicht wurde. „Themenkonstanten im Roman-Werk von Jeannie Ebner“ heißt die Diplomarbeit, die Edith Wurzrainer an der Universität Wien verfasst hat.